Der dritte Monat bricht an! Dies bedeutet es wird schön langsam Zeit für den
dritten größeren Blogeintrag. Seit Griechenland und unseren gemeinsamen Tagen
mit Anja und Malte ist viel passiert und wir befinden uns bereits seit längerer
Zeit nicht mehr in Europa - Aber alles schön der Reihe nach.. ;)
Unsere mainzer Reisepartner begleiten uns ein paar Tage gen Osten. Da die
beiden ursprünglich ums Mittelmeer fahren wollen steht natürlich auch die
Türkei als nächstes Land in ihrem Pflichtenheft. Wir fahren also im
Zweiergespann entlang der ägäischen Küste und arbeiten uns Tag für Tag weiter
Richtung aufgehende Sonne. Gemeinsam besuchen wir die ein oder andere
Ausgrabungsstätte, kochen und futtern bis wir platzen, entspannen an einsamen
Stränden und ziehen danach ihren VW-Bus wieder aus dem Sand..;) kurzum, wir
machen so richtigen Urlaub!!
|
Slacklinen am Strand |
|
Malte nass |
|
Schöne Zeit - Danke ihr Zwei! |
An der türkischen Grenze trennen sich dann unsere Wege. Anja und Malte
wollen nach Istanbul und da wir beide Istanbul bereits kennen entscheiden wir
uns ab hier getrennte Wege zu gehen – schee wars!!
Den griechischen Grenzposten erreichen wir Abends – es ist bereits dunkel. Ein
kurzer Wink und wir sind aus der EU ausgereist. Durchs Niemandsland fahren wir
gen türkische Grenze. Die Straße ist gesäumt von jungen 18 jährigen Soldaten mit
Maschinengewehren und man merkt schon – jeder darf hier nicht durch. Der
Grenzposten selbst ist sehr gut ausgebaut, so dass ein Großteil des Verkehrs
aus LKW’s besteht. Bereits hier werden wir mit osmanischer Mentalität
konfrontiert. Der Grenzposten besteht aus einer Einfahrt und einer Ausfahrt.
Bei der Einfahrt werden die Pässe kontrolliert – alles OK, also wir sind schon
mal drin. Raus kommen wir allerdings nicht so einfach. Ein spezieller Stempel
für das Auto fehlt noch. Den müssen wir uns bei so nem Mufti im Grenzposten
besorgen.. gut, dass man uns bereits bei der Einfahrt darauf hingewiesen hat…
Es geht also zurück und auf die Suche nach dem Mufti. Der ist schnell gefunden
– das kleine Häuschen mit der großen Menschentraube vor der kleinen
Durchreiche. Da den Türken gewisse britische Charakterzüge fehlen steht hier
niemand brav und stillschweigend vor dem Fenster und wartet bis er dran ist
sondern es wird laut durch die Gegend gerufen und wild mit Zetteln gewunken.
Ein paar ausgefuchste LKW-Fahrer haben sogar das Hintertürchen zum
Muftihäuschen gefunden und dort eine zweite Menschentraube eröffnet. Da der
Mufti natürlich kein deutsch kann sind wir ohne türkisches Vokabular anfangs etwas
aufgeschmissen, aber gottseidank hat fast jeder Türke einmal in Deutschland
gewohnt oder hat zumindest Verwandschaft in Deuschland. So finden wir also
schnell zwei türkisch-deutsche LKW-Fahrer, die sich mit uns durch die Traube
kämpfen um die begehrten Stempel zu ergattern.
Nach einer Nacht am Strand fahren wir an der türkischen Westküste nach
Süden. Dort ist das Klima selbst im November noch sehr milde und die Küste ist
gespickt mit interessanten Städten und Sehenswürdigkeiten. Unser erstes
touristisches Ziel heißt Troya. Hohe Erwartungen tragen wir an diese Stadt
heran. So ist doch die sagenumwogene Geschichte um das trojanische Pferd, mit
dessen Hilfe die antiken Griechen den trojanischen Krieg gewannen im Gedächtnis
eines jeden Kindes. Diese Erwartungen werden noch verstärkt durch die Tatsache,
dass sich Massen an Touristenbussen am Parkplatz befinden und der
Eintrittspreis satte 12 € pro Person (Studentenrabatt? – No Discount!) beträgt.
Drinnen dann Ernüchterung. Das nachgebaute Holzpferd, welchem man in die
Magengegend krabbeln kann um sich fotografieren zu lassen ist sicherlich eines
der Highlights. Ohne Frage kann Troja auf eine lange Geschichte zurückblicken,
sodass bisher mehr als 10 Siedlungsschichten gefunden wurden. Da die Erbauungen
jedoch meist aus Lehm bestanden ist von der einstigen Stadt im 21sten
Jahrhundert nicht mehr viel übrig geblieben..
Anders sieht dies bei Pergamon, Efesus und Hierapolis aus. Viele Überreste
aus den vergangenen Jahrhunderten berichten von der langen und großen Geschichte
dieser antiken Städte. Teile der Tempel, Theater, Kirchen, Gräber und
Stadtmauern stehen noch bzw. wurden wieder aufgebaut und bringen uns zum
staunen. Die hohe Baukunst berichtet eindrücklich von der Hochkultur und dem
Fortschritt dieser Städte, von welchem die Germanen zu jener Zeit sicherlich
weit entfernt waren.
Am Fuße von Hierapolis befindet sich neben den antiken Zeugnissen auch ein beeindruckendes
Naturschauspiel. Das Wasser aus den hier befindlichen Thermalquellen läuft über
einen Bergrücken und bildet dabei wunderschöne Kalksinterterrassen. Durch diese
wunderschöne Landschaft darf man sogar noch hindurchspazieren und da wir an
jenem Tage zur ‚early bird‘-Fraktion gehören können wir sogar ganz ohne
Touristenrummel das Areal genießen. Sehr beeindruckend, was Mutter Natur hier
zu bieten hat!!
|
Pergamon |
|
Ephesus |
|
Sturm auf Troja |
|
Das Theater von Hierapolis wird aktuell wieder aufgebaut. |
|
Hierapolis |
|
Festzug zum türkischen Nationalfeiertag in Izmir. |
|
türkische Rockerbraut - finde das Kopftuch... |
|
Bereits hier gehts schon los mit den skurrilsten Cusom-Vehicles!! |
|
Kalksinterterassen in Pamukkale |
|
Einer der schönsten Orte der Welt!! |
Pamukkale selbst liegt etwas im Landesinneren bei Denizli. Wir leisten uns
hier einen Campingplatz und waschen Wäsche. Nicht, dass wir uns nicht mehr
riechen können, aber duftende Klamotten ‚a la Mama‘ sind schon mal wieder was
feines..;) Den Abend verbringen wir mit einem Niederländer. Er heißt Louis und
fährt mit seinem Landcruiser bereits zum 8ten mal nach Äthiopien. Eigentlich
ist er seit 10 Jahren nur auf Reisen und lustigerweise ist er natürlich auch
auf dem Weg durch die Türkei nach Äthiopien. Wir haben eigentlich ziemlich
ähnliche Pläne, sodass wir uns auf der Tour sicherlich noch das ein oder andere
mal über den Weg laufen werden.
Nachdem wir nahezu alles aufgesaugt haben, was es in Pamukkale zu sehen gibt
fahren wir weiter über das Taurus-Gebirge nach Süden. Dabei suchen wir nach
einem Canyon namens „Sakli Kent“. Ein Nebenfluss des Xanthos hat sich hier in
die bis zu 300 Meter hohe Klamm gefressen. Wir leihen uns ein paar
Neopren-Shorties und erkunden die Schlucht. Leider kann man nicht Flussabwärts
laufen sondern muss am Ende des Canyons einsteigen und diesen aufwärts
bezwingen. Daher hört die Tour bei einem unüberwindbaren Wasserfall auf und die
meterhohen Sprünge, Wasserrutschen und Abseilaktionen bleiben leider aus.
Nichts desto trotz, der Canyon war ein echter Augenschmaus und wir konnten
einen weiteren wunderschönen Flecken Erde erkunden!!
Nicht weit von der Schlucht entfernt finden wir dann noch eine
Motocross-Strecke. Am Wochenende soll hier die Landesmeisterschaft stattfinden
und der aktuelle türkische 250er Spitzenpilot ist schon die ganze Woche am
trainieren. Neben der Crossstrecke befindet sich eine kleine Enduro-Strecke und
ein paar Trail-Hindernisse und nachdem hier dieselben Regeln gelten wie zuhause
– „scheiß da nix, dann feit da nix!“ – entscheiden wir uns natürlich dafür, dem
lieben Urs ein bisschen Auslauf zu gewähren…;)
|
Canyon voller verrückter Franzosen - und zwei Deutsche |
|
Hoch das Beinchen... |
|
... und nauf aufn Berg! |
Von Louis, unserem niederländischen Freund haben wir erfahren, zu welchen
Zeiten die Fähre in Iskenderun geht. Wir entscheiden uns dafür, am 7. November
auf das Schiff zu kommen und starten somit eine kleine „jetzt machen wir aber
Kilometer“-Orgie. Innerhalb von 2 Tagen düsen wir an der Südküste gen Osten bis
kurz vor die syrische Grenze. Dabei durchfahren wir durch ein halbes Duzend
Täler, welche mit unzähligen Gewächshäusern bebaut sind. Wir kommen uns vor wie
in Europas Gemüsegarten und genießen dabei immer wieder den traumhaften
Ausblick auf das Mittelmeer. Noch am Ankunftstag bekommen wir in Iskenderun die
Überfahrt organisiert und erhalten die Info, uns am nächsten Tag um 08:00 am
Reisebüro einzufinden. Kein Problem – wir suchen uns einfach wieder einen
sicheren Schlafplatz auf einem einsamen Rückeweg in den Bergen – so unsere
Gedanken. Diesmal sollte es jedoch anders kommen. Noch am Abend nehmen wir 3
Schüsse wahr. Jedoch hören wir nicht nur die Schüsse, sondern auch die
Baumblätter, welche von jenen durchlöchert werden.“Schießen die auf uns?“ -
„Nein… das sind sicherlich nur Jäger..“ (hier sei erwähnt, dass man in der
Türkei schon mal den ein oder anderen
„Jäger“ zu sehen bekommt.) Unsere Ohren
sind spitz, aber wir nehmen sonst nichts Ungewöhnliches mehr wahr. Keine Rufe,
keine Schüsse, keine Fahrzeuge – nur ein dumpfes gebelle der erschrockenen
Hunde aus dem nächsten Dorf. Wir legen uns schlafen.
An nächsten Morgen die Ernüchterung. Wir starten früh vom Standplatz, da wir
sicherlich nicht zu spät kommen wollen. Kaum setzen wir uns in Bewegung gen
Hafen, bekommen wir Gesellschaft. Ein höherer Offizier und 5 Soldaten sind da
anderer Meinung. Ihre Kalaschnikows und ein schweres MG macht uns auch sehr
schnell verständlich, dass die Situation erst geklärt werden will bevor wir auf
ein Schiff steigen…
Lange Rede kurzer Sinn, die Bewohner des Dorfes waren wohl etwas eingeschüchtert
von uns, als wir am Vorabend unseren Schlafplatz ausfindig gemacht haben. Nach
dem dritten Versuch zu erklären, dass wir keine Schatzsucher sind die nach
irgendwas tollen und wertvollen suchen, sondern nur dumme verschlafene
Touristen die schleunigst zu ihrem Boot müssen, hat sich die Situation dann
auch geklärt. Letztlich zum Gelächter aller beteiligten – jedoch die erste
Bekanntschaft mit einer AK-47 durften wir bereits in der Türkei machen..;)
|
Hunderte Gewächshäuser in der Türkei |
|
Nein, wir sind keine Schatzsucher!!! |
Wir erreichen das Boot natürlich rechtzeitig. Bereits in der Türkei ist
Termintreue ein Fremdwort und wir warten letztlich den ganzen Tag, bis wir auf
das Schiff dürfen. Die einzigen welche Syrien auf diesem Weg umfahren sind wir
nicht, das merken wir sofort. Neben einigen Trucks und ein paar Touristen sind
auch sehr sehr viele syrische Flüchtlinge mit uns auf dem Schiff. Familien mit
Kindern, teilweise mit dem Auto unterwegs, teilweise mit dem Minibus angereist.
Viele von ihnen haben Verwandte oder gute Freunde bei den Kämpfen verloren,
oder haben selbst aktiv gegen das Regime gekämpft. Sie alle hoffen auf ein
besseres Leben und wollen dies in Ägypten oder Libyen finden. Manche von ihnen
erholen sich nur vom Kampf. Sie wollen zurückkehren und weiter für Ihre
Freiheit kämpfen. Die Geschichten, welche Sie zu erzählen haben sind
schauderlich und erdückend. Jedoch haben sie die Hoffnung auf ein besseres
Leben - und vor allem auf ein freies Syrien - nicht verloren.
Eine ganz besondere Bekanntschaft dürfen wir mit Mohamed machen. Er ist 18
Jahre alt und hat seinen Vater im Krieg verloren. Nun ist er auf dem Weg zu
seinem Onkel nach Kairo, um dort nach Arbeit und einem neuen Leben zu suchen.
Der Rest seiner Familie ist bereits dort und auch seine Freundin samt Familie
will bald nachkommen. Ein großes Problem der Flüchtlinge stellen die
Fluchtkosten dar. Viele von Ihnen können sich es schlicht und einfach nicht
leisten, das Land zu verlassen – und mit einem Auto schon gleich dreimal nicht.
Mohamed beeindruckt uns, wie er doch nach all den Strapazen, die er erleiden
musste, immer noch so ein sonniges und hilfsbereites Gemüt haben kann und welch
ein aufrichtiger junger Mann er doch mit seinen 18 Jahren bereits ist.
Wir beide und Mohamed sind aber nur ein kleiner Teil unserer
Off-Shore-Reisegruppe. Da gibt es noch Claire (
www.clairegoesbikeabout.com),
eine Britin welche mit ihrer 450er Suzuki ganz allein von London nach Capetown
unterwegs ist. Darüber hinaus gehören noch Lily und James zur Übersee-Familie.
Sie sind Australier und auf einem Middle-East-Trip bereits durch Indien, Nepal,
Iran und die Türkei gekommen. Sie wollen noch nach Jordanien und Israel und
evtl. weiter nach Europa. Es ist uns also nicht langweilig auf dem Schiff und
trotz einer nicht zu vernachlässigenden Verspätung des Schiffes geht uns der
Gesprächsstoff sicherlich nicht aus!! Gemeinsam verlassen wir also Europa bzw. Asien und reisen nach
Afrika!!
|
Mohamed flüchtet - aus Syrien nach Ägypten |
|
Claire - from London to Capetown |
|
Viele neue Leute durften wir kennenlernen!! |
|
Siegfried kann viele Geschichten von seinen unzähligen Reisen erzählen. |
Claire muss auch ein Fahrzeug nach Ägypten einführen. Dies bedeutet sie
teilt unser Schicksal, nach der Einreise nach Ägypten nicht direkt weiterreisen
zu können, sondern erstmal den eigenen fahrbaren Untersatz irgendwie in das
Land hineinzuschmuggeln zu müssen. Wir bleiben also für dieses Manöver erstmal
zu dritt zusammen. Dies ist nun einfacher gesagt als getan. Erstens kommen wir an
einem Donnerstag-Abend am Hafen an. Dies bedeutet, dass am Folgetag, welcher
Freitag und damit Feiertag ist sowieso nix passiert. Hinzu kommt, dass wir
nicht an dem Hafen ankommen, welchen wir eigentlich gebucht haben, sondern an
einem kleineren Nachbarhafen. Statt in Port Said sind wir also nun in Damietta.
Diese kleine Stadt scheint voll und ganz vom Möbelbau zu leben. Überall werden halbfertige
Tische, Stühle und Polstermöbel gebaut und mit den wildesten Fahrzeugen durch
die Gegend gefahren. Wir sind also in Damietta in einem Hotel und der Urs im
Hafen in einer alten gammligen Lagerhalle. Da wir den ganzen Freitag nichts zu
tun haben lernen wir natürlich sehr schnell die ägyptischen Stammgäste des
kleinen Cafes neben unserem Hotel kennen. Eine sehr liebenswerte Bande, überaus
Gastfreundlich und immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Einer von diesen
Stammgästen ist Mohamed (jetzt bitte nicht wundern, der Name Mohamed ist hier
sehr verbreitet), ein Ägypter der 15 Jahre in Deutschland gewohnt hat und sein
Geld mit dem Import von Buche, Fichte und Furnieren für die hiesige
Möbelindustrie verdient. Er hört von unserer Situation, lädt uns auf ein paar
Tassen Tee ein und bietet uns an, uns bei unseren Formalitäten behilflich zu
sein! Dies nehmen wir natürlich dankend an und beschließen, die Fahrzeuge am Folgetag,
also Samstag, aus dem Hafen zu holen.
„Bukra!“ ist unsere Devise, was soviel
bedeutet wie „Morgen!“ - und wir wollen diesen Wortlaut mit einem bajerischen
„jetz pack mas an“ neu unterstreichen. Soviel zu unserer Anfangsmotivation. Dass
jedoch „Bukra“ vielmehr als „Wenn nicht heute, dann sicherlich auch nicht
übermorgen!“- verstanden wird, müssen wir schmerzhaft am eigenen Leib erfahren.
Wenn jedoch „Bukra insch‘ allah“ zum Ausdruck kommt, was soviel bedeutet wie
„Vielleicht morgen, aber vielleicht auch erst überübermorgen und das auch nur
dann, wenn Allah auch will, dass überübermorgen was passiert“, dann ist man am
Ende seines eigenen Handlungsspielraumes angekommen. Ab hier heißt es
Waffenstillstand und
beten..;)
Am Donnerstag bekommen wir unser Auto aus dem Hafen. 7 Nächte haben wir erst
in dem Hotel (obwohl Hotel hier sicherlich der falsche Ausdruck ist) und später
in einer privaten Ferienwohnung eines Ägypters übernachtet. An dieser Stelle
ein paar Rätsel, welche jeder für sich beantworten darf.
- Wie lange kann man ein und dieselbe Unterhose tragen? (freie Antwort)
- Wie groß
können in der Küche lebende Insekten werden? (freie Antwort; bitte nicht
übertreiben und nur Angaben in zweistelligen Zentimetermaßen
abgeben)
- Welchen
Faktor muss man mit einer ägyptischen Zeitangabe multiplizieren, damit diese
auch realistisch wird? (freie Antwort - hier ist übertreiben durchaus erlaubt)
|
Sauberkeit geht vor!! |
|
Bitte anschnallen!! |
|
Beste Unterstützung bei den Zollformalitäten erhalten wir von Mohamed - 2. v. links |
|
Anfang und Ende des Nils - ein Teil unserer Reise!! |
|
Eigenurintherapie ;) - nein, Zuckerrohrsaft!! |
|
Die Möbel aus Damietta sind in ganz Ägypten bekannt. |
|
ägyptisches Heißgetränk - ohne Witz, läuft hier unter Getränk!! |
|
Unsere gemeinsame Butze für die Warterei |
|
Josef und unser Vermieter - Mr. Dentist (Da alle Mohamed oder unaussprechliche Namen haben bekommt einfach jeder einen eigenen Spitznamen) |
|
ägyptischer Möbeltransporter |
|
Nachdem wir den Urs aus dem Hafen befreien konnten, bekommt er erstmal eine kleine Shamoomassage! |
Nach einer Woche
untätigem rumhängen in Hotelzimmern und Ferienwohnungen sind wir mit
dem Urs unterm Hintern endlich wieder frei in der Welt unterwegs. Claire macht
sich auf den Weg nach Kairo und Luxor und dann gen Sudan und wir peilen als
nächstes Ziel den Sinai an. Dort wollen wir die beiden Australier vom Boot
wieder treffen um mit ihnen tauchen zu gehen. Zuerst von Damietta nach Port
Said, dann am Suez-Kanal gen Süden und schwupps, schon sind wir auf der
berühmt-berüchtigten Halbinsel Sinai. Zufällig macht Vroni, eine guten Bekannte
von Josef welche seit ein paar Jahren in Kairo lebt, gerade auf dem Sinai etwas
Urlaub. Sie ist mit Lehrerkolleginnen (Vroni ist Grundschullehrerin an einer
deutschen Schule in Kairo) in einem Beach-Camp untergebracht und wir verabreden
uns dort zum Abendessen.
Frisch gestärkt und nach einer Mütze Schlaf auf dem Parkplatz einer
Surfschule fahren wir entlang der Küstenstraße nach Dahab. Dahab wurde uns
mehrfach als Tauch- und Schnorchelparadies empfohlen, da die Riffe hier direkt
vom Strand aus erreicht werden können. Man braucht also kein Boot um sich an
die Tauplätze fahren zu lassen, sondern kann direkt vom Ufer aus einsteigen und
das bunte Treiben dort unten genießen. Lily und James sind schon da, als wir in
Dahab ankommen. Sie sind ein einer halsbrecherischen Aktion mit einem
ägyptischen Minibus 18 Stunden am Stück von Luxor nach Dahab gefahren. Wir
treffen uns in einem kleinen Gartencafe und suchen uns eine Bleibe für die
nächsten Tage.
Die Unterwasserwelt in Dahab ist unbeschreiblich! Metergroße Korallen,
unendlich viele Fische in den schönsten und verrücktesten Farben und Tiere die
so skurril erscheinen, dass man sie anfangs garnicht diesem Planeten zuordnen
möchte. Die ganze Stadt wimmelt von Tauchern, Surfern und alten Hippies, die
dort Sesshaft geworden sind. Für Wasserratten ist dieses Fleckchen Erde
sicherlich ein Paradies und so steht erlebt die ganze Gegend einen
unglaublichen Touristischen Aufschwung. Charme hat der Ort dennoch und wer nach
einem ursprünglicheren ägyptischen Urlaubsziel zum Sonne tanken, surfen und
tauchen sucht ist hier sicherlich an der richtigen Adresse!! In Dahab treffen
wir auch Siegfried wieder. Siegfried, ein älterer Herr, war auch auf dem Boot
nach Ägypten, denn er reist grundsätzlich allein und mit öffentlichen
Verkehrsmitteln - ohne zu fliegen. Bedeutet er ist auch mit der Bahn und Bussen
von Karlsruhe in die Türkei gefahren. Dies macht er schon seit Jahren und
Jahrzehnten so und fährt damit bisher immer gut. Seine Lebensgefährtin ist
nicht so reisebegeistert wie er und somit bleibt sie zuhause und er tingelt für
Wochen allein durch die Gegend.
|
Entspanntheit in Dahab. Die schönsten Riffe der Welt - direkt vor der Nase |
|
Ausgewogene Ernährung für das Vieh |
|
Lange Straße |
|
unsere private Cillout-Lounge am Golf von Akaba |
|
Lieb gewonnene Menschen in Dahab. |
|
Tausende von Fischen.. |
|
und unvergessliche Momente! |
Wir machen uns auf den Weg nach St. Katharina. Dort soll Moses die
drei –ähh zwei Steintafeln mit den 10 Geboten empfangen haben. Wir wollen den Berg,
der logischerweise Berg Moses heißt besteigen und natürlich auch seinen
Nachbarberg, den Mt. Kathernine, welcher mit seinen 2600 Metern als der höchste
Berg des Sinai und auch Ägyptens gilt. Der Sinai ist gerade im Süden geprägt
von seinen kahlen und schroffen Gebirgszügen welche sehr beeindruckend sind und
geradezu einladend für Bergsportler wirken. Wir finden ein gutes und günstiges
Camp und können dort für 10 EP (ägyptische Pfund) pro Person und Nacht bleiben.
Das sind umgerechnet nicht mal 1,20 € und wir können Internet, Toiletten und
Duschen nutzen. Unschlagbar!! Die beiden Australier haben wir natürlich im
Schlepptau! Sie wollen auch auf den Mount Moses und unser Toyota hat, wenn man
zwei Augen zudrückt, auch Platz für zwei weitere Leute..;) Wir besteigen also
zuerst den Berg Katharina und am nächsten morgen den Berg Moses, um dort den
Sonnenaufgang zu sehen. Zwei Bergtouren wie sie unterschiedlicher kaum sein
können. Auf dem Mount Katharina waren wir doch zu dritt (Josef, Ich und ein
einheimischer Guide) ganz alleine unterwegs. Der Berg Moses ist jedoch stark
frequentiert. Hunderte von Touristen werden, teilweise mit der Hilfe von
Kamelen, die nicht mal ganz 700 Höhenmeter über wirklich einfaches Gelände auf
den Berg gezerrt. Gottseidank haben wir uns für den ersten Teil des Zustiegs
eine Alternativroute gesucht und müssen nur die letzten 200 Höhenmeter mit den Massen
an Touristen teilen. Der Zustieg ist so romantisch, dass es fast schon kitschig
ist davon zu berichten. Wir wandern um ca. 03:30 Morgens durch einen Canyon,
allein zu viert, an Geräuschen nehmen wir nur unsere eigenen Tritte und das
Klamottengeraschel des Vordermannes wahr, die Luft ist kühl und Sauerstoffreich
und ein unbeschreiblicher Sternenhimmel zieht unsere Blicke immer wieder weg
vom Pfad nach oben, um uns dort mit einem halben duzend
Sternschnuppen zu
verwöhnen. Ungelogen war dies wohl eine der beeindruckendsten Bergtouren!!
|
Beeindruckende Landschaften auf dem Sinai |
|
Unendliche Weiten |
|
Berg Moses - unser Ziel für den nächsten Tag. |
|
Auf dem Gipfel des Mount Katherine... |
|
... kann man bis nach Saudi-Arabien blicken! |
|
Home sweet home... |
|
Sunrise auf dem Mount Moses... |
|
... mit unseren australischen Freunden Lily und James! |
Wir verabschieden uns von unseren lieb gewonnenen Reisepartnern Lily und
James und gegeben uns auf den Weg nach Kairo. Der Temperatursprung ist immens.
Von Temperaturen um die null Grad in der Mitte des südlichen Sinai geht’s
wieder an die Küste mit einem 26°C warmen Meer. Wir können also wieder 2
Klamottenschichten ablegen und die Nase in den Fahrtwind halten! Unmengen an
Polizei- und Militärkontrollen lassen wir hinter uns. Mal werden wir im Konvoi
begleitet, mal einfach durchgewunken. So richtig kennt sich hier niemand aus,
welche „Touristenschutzmaßnahmen“ jetzt genau sein müssen und welche nicht,
aber wahrscheinlich will jeder Polizeiposten einfach nur sein bestes geben.
Oder so ähnlich..
|
Suezkanal - Große Frachter auf ihrem Weg durch die Wüste. |
|
Schutzmaßnahme oder Schikane? Polizeikonvois fahren 100 km/h und wer zurückbleibt wird zurückgelassen. |
In Kairo angekommen treffen wir zwei junge Burschen aus England. Sie sind
mit einem 110er Defender auf dem Weg nach Capetown. Mit junge Burschen mein ich
nun nicht unser Alter (obwohl wir uns sicherlich noch als jung und knackig
definieren..;)) sondern die beiden sind grad mal 18 Jahre alt und haben so
ziemlich das gleiche vor wie wir!
young tough guys!! Freddy und Walter (
www.cruisingtocapetown.com) sind
auch mit der Fähre aus der Türkei gekommen und müssen als nächstes auch in den
Sudan. Kurzum wir haben also das gleiche Ziel für Kairo – Sudanesisches Visum
besorgen. Am frühen Morgen brechen wir gemeinsam mit einem Taxi auf, bewaffnet
mit unseren Reisedokumenten und natürlich wieder total motiviert geht es ans
Eingemachte. Wir wissen, dass man offiziell ein Empfehlungsschreiben von
der eigenen Botschaft braucht um das
sudanesische Visa zu bekommen. Wir fahren also zur deutschen Botschaft um uns
diesen Wisch zu organisieren. Was wir dort bekommen ist ein Lächeln und die
Info, dass die deutsche Botschaft diese Empfehlungsschreiben nicht ausstellt,
da diese auch nicht empfiehlt in den Sudan einzureisen… na vielen Dank!! Also
müssen wir es ohne Zettel versuchen. Freddy und Walter bekommen von der
britischen Botschaft einen Zettel ausgestellt. Nicht, dass die britische
Botschaft empfiehlt in den Sudan einzureisen, vielmehr haben die beiden ein
entsprechendes Empfehlungsschreiben bekommen, auf dem geschrieben steht, dass
die britische Botschaft keine Empfehlungsschreiben ausstellt…. Hä, muss man das
verstehen?? naja wir werden sehen obs was bringt.. Die sudanesische Botschaft
liegt ziemlich zentral in Kairo in der Nähe des berühmten Tahrir-Platztes. Wir
befinden uns im Diplomatenviertel, einige andere Botschaften befinden sich auch
hier und man merkt schon, dass es in den letzten Monaten nicht immer friedlich
zugegangen ist. Zerstochene Autoreifen, gebrochene Fensterscheiben und
abgebrannte Autowracks stehen in den Straßen. Einige Straßen sind militärisch
abgeriegelt und Teile der Straßen sind gesäumt mit jungen bewaffneten
ägyptischen Soldaten. In der Botschaft erklärt man uns erst einmal, dass ohne
Empfehlungsschreiben sowieso nix geht. Wir beharren und haben Erfolg. Antragsformular
mit persönlichen Daten ausfüllen, Kontakt den wir im Sudan besuchen wollen
eintragen, zweimal kopieren und den Zettel zurück an den Schalter bringen.
Leichter gesagt als getan! Bei den persönlichen Daten können wir uns noch zusammenreimen,
was wir wo hinschreiben sollen, aber den Kontakt aus dem Sudan?? Vielleicht
hätten wir uns das „We want to visit a friend in Khartoum!“ doch lieber sparen
sollen...? - Uns gegenüber sitzen zwei Sudanesen. Sie kommen gerade aus
Saudi-Arabien und wollen auch wieder weiter in den Sudan. Ihr Englisch ist
nicht perfekt, aber sie geben uns ihre Adresse und Telefonnummer und schon
haben wir Freunde im Sudan! ;) Nächste Aufgabe – zweimal kopieren. In der
Botschaft gibt es einen Kopierer. Dieser ist jedoch bereits mit Tüdel-Draht und
Panzertape repariert und nach 15 Minuten erfolglosem ‚Papier-Ausm-Kopierer-Fieseln‘
und ‚Finger-Mit-Druckerschwärze-Einsauen‘ haben auch wir keinen Bock mehr. Wir
suchen uns einen Copyshop.. Zurück an der Botschaft sind die Schalter mal
wieder nicht besetzt. Vielleicht Mittagszeit, vielleicht zum Gebet – wir
warten.. Schließlich werden unsere Pässe einkassiert, die Antragsformulare und
Passbilder dazu. Um 3 Uhr Nachmittags bekommen wir die Pässe zurück heißt es –
das wäre in 2 Stunden – wir lassen uns überraschen. Inzwischen machen wir einen
kleinen Walk durch die Gegend, schlendern etwas am Nil entlang, kaufen viel
Obst für die nächsten Tage und besuchen den Tahrir-Platz. Die Demonstration
dort verläuft relativ friedlich, obwohl wir uns nicht zu 100% wohl fühlen. Wir
sind natürlich ein Rudel bunter Hunde und es laufen dort viele Halbstarke
„Rebellen“ herum, die sich dort in erster Linie rumtreiben weil sich was rührt.
Dies ist auch der Fall. Für den Freitag und Samstag sind Demonstrationen und
Gegendemonstrationen angekündigt (Stattgefunden und eskaliert sind diese dann am Donnerstag). In den Genuss einer guten politischen
Unterhaltung kommen wir hier jedoch nicht.
Zurück an der Botschaft, es ist
punkt 3 Uhr Nachmittags, erhalten wir unsere Ausweise zurück – mit einem
1-monatigen Visum für den Sudan!!
|
Tanker am Kanal von Suez - wir wollten nochmal ganz nah ran!! |
|
vorne: Drei glückliche Touristen - hinten: sudanesische Botschaft... |
|
Tahrir-Platz in Kairo - Revolten sind für die nächsten Tage angesetzt... |
|
Freilich gehts auch zu den Pyramiden von Gizeh |
|
climbing up the pyramides... |
|
|
|
|
... maybe possible with the car too |
|
Vroni empfängt uns für Kaffee und Spekulatius!! Deutsches Schwarzbrot gibts obendrauf!!! Danke dir! |
Wir stellen den Kompass also nun prinzipiell grob auf Süden. Jedoch wollen
wir nicht den direkten Weg am Nil entlang nehmen, sondern die Oasen in der
westlichen Wüste besuchen. Die beiden Engländer haben selbiges vor und wir
eröffnen einen kleinen Reisekonvoi. Bahariyya ist die erste Oase und wir düsen
weiter zur schwarzen und weißen Wüste. Sie grenzen mehr oder weniger direkt
aneinander und können unterschiedlicher kaum sein. Die schwarze Wüste besteht aus
Geröll und vulkanischem Basaltgestein und ist mit anthrazitfarbenem Sand
belegt. Damit steht sie besonders farblich stark im Kontrast zur weißen Wüste.
Das helle Kalkgestein der weißen Wüste wird ständig durch den Wind erodiert und
so ergeben sich aus den Monolithen interessante und kreative Skulpturen. Man
kann im Slalom durch diese Skulpturen hindurchfahren und dabei seiner Fantasie
freien Lauf lassen. Hier ist es so schön, dass wir eine Nacht inmitten der
weißen Giganten verbringen und uns nach dem Sonnenaufgang auf zur nächsten Oase
machen wollen.
Die nächste Quelle erreichen wir gegen Mittagszeit. Doch was tun wir nun
hier!? Wäsche ist ja bereits sauber und so ganz ungenutzt wollen wir die warme Ressource
ja nun auch nicht lassen.. Es dauert keine paar Sekunden, schon sitzen wir in
Unterhose in dem Becken. Perfekte Bedingungen, strahlender Sonnenschein, die
Wassertemperatur beträgt 37 °C und es ist sogar ein Massagestrahl inklusive!!
So lässt es sich leben – da sind wir uns einig! Frisch und säuberlich geht es
dann weiter durch die unendlichen Weiten der westlichen Wüste. Die Straße geht
oft geradeaus – bis zum Horizont – und wir peilen Luxor an.
|
Wüstenfüchse |
|
Hot spring - Wäsche waschen für Individualtouristen |
|
schwarze Wüste |
|
|
|
|
|
Die Monolithen der weißen Wüste... |
|
... sind ganz schön groß!! |
|
|
following the tommys |
|
Thermalbad mit Massagestrahl... |
|
... mitten im Nirgendwo! |
Luxor dürfte jedem ein Begriff sein. Viele Tempel und Gräber der Könige des
alten Theben gibt es hier zu sehen und somit ist die Stadt natürlich ein klares
muss auf unserer Routenplanung. Sehr eindrucksvoll sind der Luxor-Tempel und
der Karnak-Tempel auf der Ostseite des Nil und natürlich das Tal der Könige mit
einem halben Duzend weiterer Tempel auf der Westseite. Wir versuchen natürlich
die Hieroglyphen-Inschriften mit Hilfe von viel Fantasie selbst zu
entschlüsseln, müssen jedoch irgendwann einsehen, dass es im Gegensatz zu
Hochdeutsch - Bayerisch wohl keine direkte Transkription der altägyptischen
Hieroglyphen ins
moderne Mundart-bayerisch gibt..;) Luxor selbst ist sicher auch
keine hässliche Stadt. Ganz im Gegenteil, man ist sogar sehr bemüht die Stadt
sauber und hübsch zu halten. Straßen-Kehrdienste und sehr gepflegte bunte
Straßenbepflanzungen haben wir auf unserer Reise durch Ägypten eigentlich nur hier
wahrgenommen. Der Campground an dem wir 2 Tage übernachten ist zwar etwas
teuer, aber mit einem sehr leckeren und reichlichen Abendessen für kleinen
Geldbeutel werden wir auch hier entschädigt. Leider können wir Luxor nur 2 Tage
genießen, da wir uns bereits weiter nach Asuan aufmachen müssen.
Die Fahrt nach Asuan ist ganz anders als jene durch die westlichen
Wüstengebiete. Statt unendlicher Weiten ohne Menschen-Seele geht es nun am grünen
Nil entlang. Die
Vegetation sprießt, das
grün der Felder und Palmen ist kräftig und satt, Tausende Fischreiher und hunderte
grasende Esel spazieren am Ufer entlang und die Straße ist voller lachender Menschen.
Natürlich zaubert uns der Verkehr hier ab und an auch mal ein paar Sorgenfalten
auf die Stirn und wir können die netten Gesten und lautstarken „welcome!“-Rufe
nicht immer erwidern, aber man erkennt deutlich, dass hier das Leben am Nil
sehr intensiv stattfindet. Und dies in jeglicher Hinsicht. Die Äcker werden
nicht mit Traktoren, sondern häufig von Hand bestellt, am Markt sitzen hunderte
schwarz gekleidete alte Frauen auf dem Boden und handeln mit dem was sie halt gerade
so haben und selbst das älteste Autowrack bekommt am Straßenrand nochmal einen
neuen Anstrich. Die Cafes sind voll mit Männern.
Sie trinken Tee, rauchenShisha und spielen Domino.
Angekommen in Asuan nisten wir uns in Adams-Home ein. Eine Art Campingplatz,
auf dem sich regelmäßig Overlander (also andere Allrad-Auto-Reisende) treffen, um
auf die Fähre nach Wadi Halfa zu warten. Wir erreichen Adams-Home und finden
dort bereits 4 andere 4x4-Fahrzeuge. Sie alle wollen auf die nächste Barge (das
ist ein Schwimmkörper, der von einem Schlepper gezogen wird) und warten
teilweise schon über eine Woche auf die begehrten Plätze auf der Barge. Nachdem
wir ihre Geschichten hören, wie die Hafenformalitäten ablaufen sinkt unsere
Zuversicht, zwei Tage später auf eben diese begehrte Barge zu kommen, auf ein
Minimum. Unser „Fixer“ (hiesige Mundart für jemanden, der bei Hafenformalitäten
behilflich ist) versichert uns zwar, dass wir einen Platz mit dem Auto
bekommen, aber bezüglich solchen ägyptischen Aussagen sind wir schon einige male
eines besseren belehrt worden. Wir werden also sehen was passiert. Bis dato sehen wir uns etwas die Umgebung an. Wir besichtigen die großen
Dämme, die in Laufe des vergangenen Jahrhunderts dort errichtet wurden. Der
alte Damm wurde schon 1902 von den Briten gebaut um die jährliche
Überschwemmung durch den Nil zu regulieren. Der große Staudamm wurde Mitte der
70er fertiggestellt und dient dazu eine ganzjährliche gleichmäßige Bewässerung
gewährleisten zu können, Strom zu produzieren, Trinkwasser vorzuhalten und den
Nil schiffbarer zu machen. Ein beeindruckendes Bauwerk wurde mithilfe der
Sowjets errichtet und ein Stausee mit einer immensen Fläche von 6000 km²
geschaffen. Über genau jenen Stausee müssen wir auch in den Sudan einreisen. Es
gibt zwar eine Straße von Ägypten in den Sudan, aber nur Allah weiß, warum
diese nicht in Betrieb ist... Wir sehen uns einen sehr beeindruckenden
unvollendeten Obelisken an, der aufgrund eines Bruches im Granit nie
fertiggestellt wurde, schippern mit einem total überteuerten Motorboot auf eine
kleine Insel um dort den Tempel von Philae zu besichtigen und stellen dann
aufgrund der drückenden Hitze (30°C im Schatten!!) unsere Touristenaktivitäten
ein.
|
Große Säulen im Karnak-Tempel zu Luxor |
|
Der Philae Tempel in Assuan... |
|
... ist nur mit dem Boor erreichbar. |
|
Hunderte große Zugvögel bekommt man zu Gesicht. |
|
Totentempel der Hatschepsut |
|
Luxor Tempel im Zertrum der Stadt |
Der nächste Morgen bricht an und die Spannung steigt! Zur Info, das Auto reist
mit der Barge und da wir die Personenfähre nehmen müssen, reisen wir erst zwei
Tage später ab. Wie viele Autos genau auf die Barge passen und wer sich als
Auserwählter betrachten darf weiß nur Allah. Es existiert zwar angeblich eine
Liste mit einer Art Buchungsreihenfolge, aber in diesem öligen Land schmiert sich
so mancher Ägypter, welcher der arabischen Kommunikationsform mächtig ist, ganz
problemlos an einem vorbei.. Wir lassen uns hier jedoch auch nicht lumpen. 20
Pfund für die Hafenpolizei, dass wir schnell hineinkommen, 20 Pfund für die
Schnüffler, die unser Auto durchsuchen wollen und schon spielen wir mit. 3 Stunden
dauert das Prozedere ein Ticket für den Urs zu kaufen und ihn ordentlich bürokratisch
aus Ägypten auszuführen. Stempel hier, Stempel dort und wir dürfen uns mit Auto
auf den Weg zum Schwimmkörper machen. Eine kleine eigene Hochrechnung sagt uns
bereits, dass nicht alle Fahrzeuge, welche zur Barge unterwegs sind, auch einen
Platz auf dieser finden und es beginnt ein kleines Rennen darum, wen letztlich
die Hunde beißen. Um Haaresbreite wären wir die letzten in der Reihe gewesen,
doch durch ein beherztes Eingreifen unserer englischen 18jährigen Youngstars,
welche dem ägyptischen Pickup-Fahrer gekonnt ausgebremst haben, haben wir es
letztlich doch noch geschafft!! Geschafft sind auch wir! Wir überlassen den Hafenjungs noch ein paar Pfund,
damit sie auch gut auf den Urs aufpassen und machen uns auf zu einem Hotel in Assuan.
|
Ägyptische Kennzeichen brauchen wir nun nicht mehr. |
|
Die allmächtige Liste mit der Buchungsreihenfolge... |
|
... wird unter Auschluss der Öffentlichkeit natürlich nochmal überarbeitet... |
|
... doch letztlich steht der Urs auf der Barge!! |
|
Wieviele Leute passen in einen Peugot 504?? |
Am nächsten Tag müssen wir nur eine Bescheinigung organisieren, dass wir in Ägypten auch keinen Verkehrsunfall verursacht haben und unser Ticket für die Personenfähre am Montag besorgen. Es ist Sonntag, der 2. Advent und wir verbringen den Nachmittag mit einer gechillten Bootsfahr auf dem Nil. Wir werden nochmal mit einer wunderschönen Landschaft belohnt und dürfen duztende große Reiher beim fischen beobachten. Welch ein schöner Ausklang für Ägypten - ein schmutziges, chaotisches, undurchsichtiges, emotionales, gastfreundliches, hilfsbereites und wunderschönes Land.
|
Nil - Vegetation - Wüste |
|
...lädt zum baden ein!! |
|
Ein Paradies auf Erden!! |
Nach der Bootstour gehts auch schon wieder zum Hotel. Dort gibts WIFI und wir wollen die Chance nutzen der Außenwelt ein
paar unserer Geschichten zu hinterlassen…;)
wow... toller Bericht! Habe Josef ja zufällig vor ein paar Wochen in Wettstetten noch getroffen. Freut mich, dass es euch gut geht. Ihr seit zu beneiden :-)
AntwortenLöschenGrüße aus dem verschneiten Deutschland (Quattro-Zeit),
Armin
Hey ihr beiden,
AntwortenLöschenda ist ja echt so einiges passiert bei euch! Am meisten musste ich über eure sudanesischen Freunde lachen ;-) Ich seid schon net blöd ihr zwei - hehehe :-)
Ne schöne Zeit euch!!
PS: Die verlinkten Youtube-Videos waren spitze!
Grüßle
Vronal
Servus Jo&Jo,
AntwortenLöschenguade Gschichdn, weida so ! Oba basts auf, im Nui gibds a schümmade Handdaschn und weida undn wärn d Vicha a grässa. A Nuipfärd frissd mehra Menschn ois de Handdaschn. Oiso gäbds Gummi und schreibtz widda....
Gruaß da Schorsch
P.S: das werdet ihr ja noch verstehen ... :-)
Servus die Herren,
AntwortenLöschenvielen Dank für den coolen Blog. Interessant, an euren Erlebnissen teil zu haben.
Gruß Johannes P.
P.S.: wie viel Semester muss man den studieren, damit man immer einen passenden youtube-Film weiß???-)
P.P.S.: ich war heute beim Ski fahren und der Winter sieht bisher sehr gut aus!
Es ist immer wieder ein Genuß eure Einträge zu lesen um mit Musik und Bildern ein Stück weit mitzureisen! Danke dafür!!
AntwortenLöschenDiesmal sitz ich zuhause beim arbeiten ;-)
Alles gute und an guadn Rutsch!
Steffen